Das leise Knacken, während ich die Ledersohle biege, ist wie Musik in meinen Ohren.
Mit der Zeit wird es leichter. Ich muss weniger Kraft aufwenden, um den Schuh zu biegen.
In ein Paar Wochen, vielleicht auch Monaten, werden sie durchgetanzt sein. Zu weich, um meinem Fuß den nötigen Halt und Sicherheit zu geben, die er braucht.
Als ich mein erstes Paar Spitzenschuhe bekam, war ich 9 Jahre alt. Ich war ein kleines dummes Mädchen das nicht verstand, wie weit es gekommen war, dass es auf die Spitze gehen durfte.
Stattdessen weinte ich. Ich weinte bitterlich, jedes Mal, wenn meine Ballettlehrerin mich zwang, an der Stange von der einen Verspiegelten Wand, bis zu anderen zu gehen.
Es waren keine zehn Meter, aber für mich war dieses kurze Stück die pure Hölle.
Ich knickte zu den Zeiten, ich konnte ich nicht auf diesen gottverdammten Schuhen halten, wie auch? Sie waren an der Spitze viel zu schmal, als das ich auch nur darauf stehen konnte.
Sie waren Größe 3 1/2, in Ballettrosa und von der Marke Bloch.
Ich weiß noch, dass ich sie nicht geliebt habe. Ganz im Gegenteil.
Ich habe sie verflucht.
Ich habe sie verflucht.
Meine Füße taten schrecklich weh ihretwegen. Ich hatte viel zu oft viel zu sehr geweint ihretwegen.
Und das schlimmste an allem: durch diese Schuhe habe ich die Lust am Ballett verloren.
Eine kleine, neunjährige, kraftlose Tänzerin, gab nach 6 Monaten auf Spitze schließlich auf. Sie hing nicht nur die Spitzenschuhe an den Nagel, die ihr so viel Kummer bereitet hatten, sondern gleich das ganze Ballett.
Zwei Jahre russisches Ballett waren nun nicht mehr wichtig. All der Schmerz während der Trainingsstunden, all das Blut ihrer Zehen - das alles war Vergangenheit.
Fünf Jahre Später, stand ich das erste Mal wieder in einem Ballettsaal. Ich legte meine Hand an die Stange, fuhr mit meinen Füßen, die in schwarzen Schläppchen fast so aussahen wie früher, über den Boden, streckte meine Beine, beugte sie, hob einen Arm, ließ ihn von meinem Ellenbogen führen, Kopf gereckt, Hals lang wie eine Giraffe ... es war ein wunderbares Gefühl.
Ich konnte es noch.
Ich war bloß eingerostet.
Aber die Tänzerin in mir war durchaus noch vorhanden, man musste sie bloß wecken.
Ich wusste, was auf mich zu kam, ich hatte das alles schon einmal hinter mir.
Und ich bereute es zutiefst, damals dem Ballett einfach den Rücken gekehrt zu haben.
Die Stunden harten Trainings hatte ich, naiv wie ich war, einfach weggeworfen.
Wie weit wäre ich gewesen, hätte ich weiter trainiert?
Aber ich verbot mir darüber nachzudenken, denn ändern konnte ich es eh nicht.
Ich hatte zwei Jahre an russischem Ballettraining vorzuweisen, die Dehnbarkeit, die mir regelrecht eingeprügelt wurde, existierte nach wie vor.
Ich holte auf, was ich versäumt hatte, war besser als gedacht.
Die Schmerzen kamen wieder, aber es war mir egal. Diesmal wollte ich es so unbedingt, niemand würde mir es diesmal versauen.
Ein halbes Jahr später, stand ich zwischen Umkleidekabinen und Regalen voll mit Anzügen, Röcken, Stulpen - und Spitzenschuhen.
Unmengen an Spitzenschuhen.
Und genau dafür war ich gekommen.
Mein zweites Paar Spitzenschuhe, 5 1/2, wieder von Bloch, Name des Modells: Sonata.
Als ich das erste Mal seit dem russischem Ballett wieder auf der Spitze war, verfluchte ich mich.
Der Schmerz brannte in meinen Zehen, in meinen Fußgelenken.
Komischerweise hatte ich genau auf diesen Schmerz hingearbeitet.
Allerdings war mein Trotz wieder einmal größer, als mein Ehrgeiz - ich zog die Spitzenschuhe nicht oft an.
Zwischendurch setzte ich sogar ganz aus beim Ballett, für etwa zwei oder vielleicht auch 3 Wochen, weil meine Füße geschont werden mussten.
Wenn die Schuhe in Spitzenschuhen stecken, ist es weitaus härter, eine korrekte Fußhaltung, eine gerade Linie oder eine perfekte Streckung zu haben. Es lässt sich nichtsmehr vortäuschen.
Wenn man schließlich auf der Spitze steht, ruht das ganze Körpergewicht auf gerade einmal zwei Zehen.
So sehr man sich auch darauf freut, endlich diese wundervollen Schuhe zu tragen, so sehr tut es in der Anfangszeit auch weh.
Aber inzwischen war ich reifer, ich war nicht mehr neun Jahre alt und dumm, und weinte nicht mehr wegen der Schmerzen, oder weil ich unzufrieden wahr. Nein, ich trainierte härter, ich hatte kein Recht zu weinen oder mich über den Schmerz zu beschweren, wenn ich selbst dran Schuld war.
Mein erstes Paar Spitzenschuhe bekam ich mit neun Jahren, als ich russisches Ballett trainierte.
Die Wahrheit ist, ich wusste nicht, wie besonders solche Schuhe sind, hatte keine Ahnung, was mich erwarten würde.
Und Fakt ist, meine Füße waren viel zu schwach, als dass ich bereit war, in diesen Schuhen zu tanzen.
Ich ließ zu, dass mir das Ballett zerstört wurde, dass mir die Freude genommen wurde - alles wegen ein Paar Schuhen.
Und das wird mir garantiert nicht noch einmal passieren.
Und das wird mir garantiert nicht noch einmal passieren.
Ich nahm die Schere und zog sie ein paar Mal über den vorderen und hinteren Teil der Sohle, den Mittelteil ließ ich aus.
Danach machte ich das gleiche vorne auf den Kappen.
Ich war wieder aufs Neue verliebt, wie wundervoll dieses Gefühl doch war.
Tagsüber erreichen wir hier ca. 30 Grad.
Kein Schnee.
Das einzig abkühlende ist der Wind, der über die Berge zu uns gefegt kommt.
Und selbst das ist nicht genug.
Ich hab das Gefühl einzugehen, während ihr alle friert.
Hat sich allerdings rausgestellt, dass Schokolade in Costa Rica höchst unpassend aufzubewahren ist - in meinem Adventskalender, der mir von TB und F geschickt wurde, waren teilweise Ameisen (die sehen nicht so aus, wie die aus Deutschland, die sind entweder riesengroß, oder mega klein - letzteres trifft auf die zu, die mich belagern.
Tschüss, gute deutsche Schokolade :(
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